12. Jan

China kauft Batman

Batman künftig vor kommunistisch-rotem Hintergrund. Foto: ChameleonsEye / Shutterstock.com

Batman künftig vor kommunistisch-rotem Hintergrund. Foto: Shutterstock

Wanda erwirbt Legendary Entertainment – Firmen aus Fernost auf großer Einkaufstour

Peking. Immer mehr bekannte Marken landen in chinesischer Hand – nun auch das US-Filmstudio Legendary Entertainment, das unter anderem Streifen wie „Batman“, „Jurassic Park“ oder „Godzilla“ herausgebracht hat. Käufer ist der nordchinesische Unterhaltungs- und Immobilienkonzern Wanda, der bereits der größte Kinobetreiber weltweit ist. Firmenchef Wang Jianlin, einer der reichsten Männer des Landes, lässt 3,5 Milliarden Dollar für die Rechte an den Superhelden und Riesenmonstern springen.

 

Die Übernahme von Legendary Entertainment ist nur ein Beispiel für eine groß angelegte Einkaufstour chinesischer Firmen weltweit. Im vergangenen Jahr lagen die Auslandsinvestitionen des Landes nach jüngsten Zahlen des Handelsministeriums bei 128 Milliarden Euro, ein Viertel mehr als im Jahr davor. Von einer „neuen Ära des chinesischen Kapitals“ sprechen die Chinaforscher des unabhängigen Forschungsinstituts Merics in Berlin. „Im Wochentakt werden neue Investitionsprojekte bekannt.“ Vieles spreche dafür, dass sich dieser Trend fortsetzt. China wird zu einer treibenden Kraft globaler Kapitalströme und gehört schon heute zu den drei größten Auslandsinvestoren weltweit.

 

Zum Teil sind es Privatunternehmen wie Wanda, die bei gute Gelegenheiten zugreifen. Oft sind es auch Staatsbetriebe wie der Chemiekonzern ChemChina, der erst am Montag durch die Übernahme des Maschinenbauers KraussMaffei aus München aufgefallen ist. ChemChina befindet sich derzeit auch in Gesprächen zur Übernahme des Agrarchemiespezialisten Syngenta aus Basel in der Schweiz. Den italienischen Reifenhersteller Pirelli hat das Konglomerat kürzlich bereits geschluckt.

 

Hinter den zahlreichen Zukäufen steckt eine Strategie der staatlichen Wirtschaftsplaner in Peking. „Es ist offizielle Politik, dass Chinas Unternehmen sich internationalisieren sollen“, sagt Klaus Meyer vom Centre for Globalisation of Chinese Companies an der China Europe International Business School in Shanghai. Die aufstrebende Wirtschaftsmacht könne dadurch ihren Einfluss weltweit ausdehnen und erhält Zugriff auf fortschrittliche Technik sowie etablierte Marken. Chinas Präsident Xi Jinping hat für die kommenden zehn Jahre Auslandsinvestitionen seines Landes in Höhe von 1200 Milliarden Euro angekündigt.

 

Das zuletzt schwächere Wachstum des Landes und die jüngsten Turbulenzen an der Börse beschleunigen den Trend sogar noch: Chinas schwerreichen Großunternehmen fehlen lohnende Investitionsmöglichkeiten im Inland. Die chinesische Wirtschaft leidet schon seit Jahren darunter, zu hohe Produktionskapazitäten aufgebaut zu haben. Die Rendite im Inland ist meist unterirdisch schlecht. Auslandsinvestitionen sind da eine lohnende Anwendung für die Überschüsse und die aufgeblähten Kapitalreserven des Landes.

 

China verschränkt sich damit erstmals in seiner Geschichte effektiv mit der Weltwirtschaft. In der ersten Phase der Internationalisierung Anfang der 80er-Jahre haben die Reformkräfte des Landes erste Ausländer hineingelassen. Jetzt folgt der folgerichtig zweite Teil der eigenen Globalisierung. Das sei für beide Seiten vorteilhaft, sagt Management-Professor Meyer: „Die chinesischen Investoren kommen, um das Geschäft der Übernahmeobjekte langfristig zu weiterzuentwickeln.“

 

Batman-Käufer Wanda hat ebenfalls ein langfristiges Interesse seinen Zukäufen. Das Unternehmen aus der Hafenstadt Dalian ist bereits der größte Kinobetreiber weltweit und hat sich erst kürzlich den Sportvermarkter Infront aus der Schweiz einverleibt. Es übernimmt damit nebenbei die Verwaltung der TV-Rechte an der Fußball-WM oder dem DFB-Pokal. Die Aktivitäten von Wanda sieht die Führung in Peking besonders gerne: Sie ist vor allem daran interessiert, weltweit Zugriff auf die sogenannte “Kulturindustrie” zu erhalten. Dazu gehört beispielsweise auch der Kauf der der Hongkonger Zeitung “South China Morning Post”. Der Gedanke dahinter: Auch wenn der Staat nicht grob eingreift, dürften die chinesischen Besitzer doch irgendwie für ein besseres Bild des eigenen Landes sorgen.

 

Viele andere gute Namen befinden sich bereits in chinesischer Hand. Der Handyhersteller Motorola, das US-Hotel Waldorf Astoria, die Elektromarke Medion, Volvo, der Gabelstaplerhersteller Kion – es geht derzeit Schlag auf Schlag. Bisher haben chinesische Firmen bereits runde 800 Milliarden Euro weltweit ausgegeben, einen Großteil davon in den vergangenen fünf Jahren. Wenn reine Finanzinvestitionen abgezogen werden, liegt die Summe seit 2011 bei guten 400 Milliarden Euro.

 

Eine neue Generation von chinesischen Firmenkäufern hat aus früheren Misserfolgen gelernt, dass sie europäische Unternehmen nicht nach Belieben fernsteuern können. Erfolgreiche Beispiele aus der jüngeren Zeit wie der Baumaschinenhersteller Putzmeister oder der Hydraulikspezialist Linde zeigen: Die Käufer schießen Kapital zu, öffnen den chinesischen Markt – und halten sich ansonsten zurück. Sie wollen eher lernen, wie deutsche Unternehmen Technik entwickeln, statt plump die Patente abzusaugen. Auch KraussMaffei sei bei ChemChina in potenziell besseren Händern als beim Vorbesitzer, einem Finanzinvestor, sagt Meyer.

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