30. Mai

Der Shindake explodiert

Auf den japanischen Inseln rumpeln mehr Vulkane als in jedem anderen Land – auch Tokio ist bedroht

Peking. An der Südspitze Japans ist ohne Vorwarnung ein Vulkan ausgebrochen. Am Freitagvormittag hat der 650 Meter hohe Berg Shindake seine Spitze abgesprengt und eine neun Kilometer hohe Rauch- und Aschewolke in den Himmel geschickt. Den 137 Bewohnern und Touristen, die sich auf der Vulkaninsel Kuchinoerabu befunden haben, ist nichts passiert. Fährschiffe haben sie abgeholt und auf Nachbarinseln gebracht, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Eine heiße Wolke aus Gas, Staub und Asche ergießt sich derzeit an der Südwestseite des Berges hinunter ins Meer.

Kuchinoerbu liegt rund hundert Kilometer südlich von der Kyushu, der südlichsten der japanischen Hauptinseln. Flugzeuge müssen nun in der Region Umwege fliegen, um die Aschewolke zu umgehen – denn Partikel aus Vulkanausbrüchen können Triebwerke verstopfen. Das zuständige Wetteramt warnt zudem vor der Gefahr weiterer Ausbrüche in den kommenden Stunden und Tagen. Der Hauptberg der Insel war zuletzt 1841 heftig ausgebrochen. Damals hat die Eruption ein Dorf zerstört.

Die Einwohner Japans leben generell gefährlich: Die Inseln bestehen aus den Kanten mehrerer tektonischer Platten, die sich hier übereinander aus dem Meer schieben. Lavaströme aus dem Erdinneren finden entlang dieser Bruchkanten ihren Weg an die Oberfläche. Es Japan gibt es deshalb in Japan über 100 aktive Vulkane, mehr als in jedem anderen Land. Dort ereignen sich pro Tag im Schnitt vier fühlbare Erdbeben – Platz zwei nach Indonesien.

Die Vulkaninsel Kuchinoerabu liegt glücklicherweise fern jedes Bevölkerungszentrums, aber auch die Hauptstadt Tokio ist von Vulkanausbrüchen gefährdet. In der Region Hakone, nur zwei Autostunden von Tokio entfernt, hat sich der Boden in den vergangenen zwei Wochen um 15 Zentimeter angehoben. Die Gegend ist für ihre Schwefelquellen und das „Höllental“ bekannt, wo heiße vulkanische Dämpfe aus Erdlöchern aufsteigen. Die Gegend ist derzeit Sperrzone.

Auch der Berg Fuji, das Wahrzeichen Japans, ist ein schlafender Vulkan, der ausbrechen könnte. Die drei Präfekturen, in denen der Fuji liegt, haben kürzlich eine Studie in Auftrag gegeben, die die Folgen eines Ausbruchs untersucht: Wenn die Eruption so stark wird wie die vorige von 1707, dann müssen 750.000 Anwohner ihre Häuser verlassen. Das Erdbeben von 2011, das auch das Atomkraftwerk Fukushima zum GAU gebracht hat, hatte den Experten zufolge bereits Auswirkungen auf den Fuji. Heute ist der Druck in der Magmakammer bereits beunruhigend hoch. Und das Beispiel des Shindake zeigt: Der Ausbruch kann sehr plötzlich kommen.

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