18. Apr

Schwieriger Drahtseilakt

Wer zu sehr in eine Richtung abweicht, riskiert Instabilität. Foto: Joe Gil / Shutterstock

Wer zu sehr in eine Richtung abweicht, riskiert Instabilität. Foto: Joe Gil / Shutterstock

China findet den richtigen Kompromiss zwischen Stimulus und Reformen

Peking. Die chinesische Regierung kann es derzeit niemandem recht machen. In Anbetracht der extrem verschiedenen Anforderung schlägt sie sich sehr gut, um ihre Hauptziele zu erreichen: einen stabilen Arbeitsmarkt und eine gleichmäßige Entwicklung der ärmeren Landesteile.

 

Marktorientierte Ökonomen erwarten radikale Reformen: Peking soll veraltete, überflüssige Betriebe sofort schließen. Doch in den Stahlwerken und Kohlegruben sind Hunderttausende von Arbeitern beschäftigt. Auch Deutschland hat sich an diesem Punkt seiner wirtschaftlichen Entwicklung mit dem Strukturwandel Zeit gelassen. Im Vergleich zu der Verschleppung durch den Kohlepfennig und andere Subventionen geht China beim Rückbau obsoleter Wirtschaftszweige sogar ausgesprochen zügig vor.

 

Auf der anderen Seite geht der Rückbau der Schwerindustrie den konservativen kommunistischen Eliten schon viel zu schnell. Gerade die Branchen mit Überkapazitäten befinden sich mehrheitlich in Staatshand. Durch den die Rückführung der betreffenden Betriebe auf eine vernünftige Größenordnung verliert der Staat Einfluss. Das vermindert nicht nur seine Kontrolle über die Stellschrauben der Wirtschaft, sondern vermindert auch die Zahl der gutbezahlten Posten, die an treue Kader zu vergeben ist.

 

Deutschland mit seiner hohen Abhängigkeit vom Chinageschäft kann froh sein, dass China einen guten Kompromiss zwischen Bewahrung der bewährten Strukturen und dem Umbau zur neuen Wirtschaftsform findet. Die Führung in Peking vermeidet damit einen kurzfristig Schock, der durchaus zu einer Abwärtsspirale führen könnte. Sie legt aber auch die Grundlagen für künftiges Wachstum.

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