1. Dez

Symbolisch – aber mit großer Tragweite

Yuan und Weltwährungen
Nach IWF-Entscheidung: Der Yuan könnte dem Euro in erstaunlich kurzer Zeit den Rang ablaufen

Peking. Die Aufnahme des Yuan unter die anerkannten Reservewährungen des Währungsfonds hat zunächst nur geringe praktische Bedeutung. Doch die Entscheidung kündigt eine Zeitenwende an: Der Aufstieg des Yuan ist nun offiziell anerkannt. Die Entwicklung ist praktisch nicht umkehrbar. Als nächstes kann die chinesische Devise dem Euro seinen Rang als weltweiter Nummer zwei ablaufen.

 

Das ist umso bemerkenswerter, als die chinesische Führung alle Weisheiten aus volkswirtschaftlichen Lehrbüchern ignoriert und den internationalen Status ihres Geldes ohne eine Marktfreigabe anstrebt. Der Währungsfonds benutzt hier statt einer harten Definition eine weiche Formulierung: Er hat bloß verlangt, dass die Devise „frei verwendbar“ sein soll, was nicht unbedingt Handelbarkeit voraussetzt. Da Banken in Frankfurt, Zürich und anderswo Yuan verwalten und tauschen können, ist diese Bedingung erfüllt.

 

Die echte Marktfreigabe und die Öffnung des Kapitalmarkts werden sich dennoch nicht vermeiden lassen. Die chinesische Führung muss hier viel Mut aufbringen – es fällt ihr nicht leicht, loszulassen und Kontrolle aufzugeben. Außerdem sind Rückschläge zu erwarten: Auch die Freigabe von Deutscher Mark und japanischem Yen sind nicht ohne kurzfristige Nachteile für die Industrie abgelaufen. Am Ende haben sie sich jedoch ausgezahlt.

 

China wird sich – wie immer bei großen Reformen – tastend vorwärtsbewegen. Schon jetzt ist eine Teilöffnung erfolgt: Shanghaier Aktien sind in Hongkong handelbar; lizenzierte Investoren können sogar direkt auf dem chinesischen Markt handeln – wenn auch limitiert. Erfahrungsgemäß erfolgt als nächstes eine Erhöhung der Quoten, bis diese bedeutungslos werden.

 

China schreitet also unbeirrt voran. Wenn Europa jedoch so weitermacht wie bisher, wird der Yuan die Bedeutung des Euro in erschreckend kurzer Zeit übertreffen. China ist ein geschlossener Wirtschaftsblock mit drei Mal mehr Einwohnern und einer zentralen und zudem cleveren Führung. Ihr wahres Ziel ist es, den Dollar vom Thron der weltweiten Leitwährungen zu stoßen. Die neue Ordnung wird dann wesentlich vielfältiger – aber sicher auch komplizierter als die alte Finanzwelt aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

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